Was Frauen wünschen

 

Kuck mal, Kathleen! Endlich treff ich die mal hier. Schwimmbad ist ’ne feine Sache. Nicht nur, weil man sehen kann, was andere haben. Auch weil man zeigen kann, was man hat. In meinem Falle einiges. Die Stunden im Studio sind nicht umsonst gewesen. Und auf der Sonnenbank. Erfolg ist entsprechend. Nur Kathleen hat sich immer geziert. Rumgezickt. Blöde Kuh. O.k., vielleicht hab ich auch zu wenig gebaggert. Hätt öfter mal mit ihr was rauchen sollen. War mir aber nie so sicher, ob es sich lohnt – bei den Schlabberklamotten, die sie immer trägt. Dabei hat sie ’nen tollen Body. Und Badeanzug hat ja auch was. Sogar im Kontrast zu der Bikini-Schönheit neben ihr. Hab die noch nie gesehen. Oder? Nee, bestimmt nicht. Wär mir aufgefallen, mit den – Ey, Mike! Soll ich die beiden für uns klar machen? Null problemo, ich helf dir doch gern! Mußt aber auf meine Bermudas aufpassen. Weißt doch: Hab immer meine knappe Badehose drunter, für solche Fälle, die rote, die so gut zu meiner braunen Haut paßt. Ja, Kumpel, solltest auch mal was für dein Aussehen tun: Nimm’s mir nicht übel, aber ’n bißchen hühnerbrüstig, und dann der käsige Farbton, die Leberflecken und die drei Haare… Na, paß mal auf. Hey, Kathleen! Ja, lang nicht gesehen. Mann, wie die mich gleich mustert! Das gefällt dir, was? Und deiner Freundin offenbar auch. Jackie, eigentlich Jacqueline. Wo die hinkuckt! Werd mal ’n bißchen meine Brustmuskeln spielen lassen. Macht die Weiber verrückt. Ja, Ronny weiß, was Frauen wünschen. Schon lange hier? Bleibt aber noch ’n bißchen? Danach könnten wir vielleicht… Ach, jetzt zickt sie wieder rum! Und ihre Freundin auch. Dabei – wo die dauernd hinkuckt. Schlampe. Na ja, ihr könnt’s euch ja überlegen. Jetzt umdrehen und ganz cool, ganz lässig weggehen. Nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell. Damit sie in Ruhe meine Rückseite abchecken können. Stehen die Weiber doch drauf. Würd ich auch, wenn ich eins wär. Zum Brett. Paßt mal auf, wie ich spring. Und dann durchs Becken schwimm, Schmetterling. Nichts sieht besser aus. Schade, daß das Zehner nicht geöffnet ist. Na, drei Meter tun’s auch. Ey – Mann, wo glotzen die denn jetzt hin? Schnattern miteinander. Blöde Gänse. Muß ich eben – ja, ist ja gut, ich spring ja schon. Toll, wie mir das wieder gelungen ist. Hoffentlich haben sie’s gesehen. Und jetzt quer durchs Becken. Raus, das Wasser von der Rübe streichen. Ein Glück, daß ich mir die auch immer rasier. Sieht doch dämlich aus, wenn du rauskommst und die Zotteln kleben dir überall im Gesicht. Sowieso bist du bei langen Haaren dauernd mit waschen, fönen, frisieren beschäftigt. Das soll’n mal schön die Tussen übernehmen. Und die Glatze steht mir auch gut. Jetzt könnten die beiden aber wirklich mal her schauen. Lauf ich eben an ihnen vorbei. Sieht bestimmt scharf aus, wie die Tropfen auf meinen Muskeln glitzern. Kuck ich sie an? Nee, ich geh ganz cool an ihnen vorbei. Nicht zuviel Interesse zeigen, das macht sie um so wilder. Ey, Mike, Klappergestell! Geh mal rüber, sorg mal dafür, daß die beiden Chicas wirklich zusehen, wenn ich das nächste Mal spring. Nee, nee, die sind schon fast reif. Und soll ich dir was sagen? Ich überlaß dir, welche du nimmst. Ist doch klar. Bist doch mein Kumpel. Ja, klar, Um­armung. Wenn der mich nicht hätte… O.k., letztes Mal hat er die Weiber klargemacht. Vorletztes Mal auch. Und das davor. Na ja, ein blindes Huhn… Aber vor vier Wochen, da wär er ohne mich – oder war das vor fünf? Bah, die dünnen Beinchen! Ein Glück, daß man seine Oberschenkel nicht sieht. Die Waden und die Ärmchen sind schlimm genug. Ja, Mike, quatsch mal mit den Mädels. Damit sie meine Meisterleistungen beachten. Ach, der Kleine kniet sich hin. Ist auch besser so – je weniger sie von seinem spillerigen Käsekörper sehen… Dann wollen wir mal wieder. Kucken die? Ach, die werden schon kucken. Rauf aufs Brett. Supersprung. Ich sollt an Wettkämpfen teilnehmen. Durchs Becken, Glatze gestri­chen. Diesmal geh ich auf der anderen Seite zurück. Mal schauen – ja, sie kucken. Lächeln sogar. Hast du gut gemacht, Kleiner. Laber die nur voll. Erzähl ihnen, was für’n toller Kerl ich bin. Wenn du mich nicht hättest. Werd mich mal hinsetzen, ihnen noch ’n bißchen Gelegenheit geben, meinen Body zu bewundern. Vor allem Jackie – wo die schon wieder hinkuckt. Hoffentlich ist die so hemmungslos auch wenn – Ja, Kleine, diesen Körper kannst du haben. Schau dir mal meine Beine an! Die meisten trainieren ja nur oben, dicken Bizeps, breite Brust, und dann dünne Schenkel, fast wie Mikes. Bei mir ist alles schön ausgewogen. Und dazu diese Badehose… Kleine Schlampe! Denkst wohl, ich merk das nicht, wie du dich an mir aufgeilst. Kannst auf die Entfernung natürlich nicht sehen, daß meine Augen nicht ganz geschlossen sind. Daß ich genau erkenne, wie du rüberschielst. Wollen mal hoffen, daß du Glück hast, und Mike dich nicht will. Muß dem Kleinen auch mal was Gutes tun. Der hat’s nötig. Dann werd ich mal wieder. Kuckt’s euch nochmal an: Ronny in Aktion! Richtiger Kerl. Kann mit seinen dicken Muckis auch was anfangen. Genau das, worauf ihr steht! Aufs Brett. Perfekter Sprung. Noch ’n paar Bahnen schwimmen. Hey, Mike! Kucken die Mädels gerade? Dann werd ich mich hier am Beckenrand hochziehen, rausklettern. Ist jetzt alles klar? Na ja, manchmal stehen die Weiber eben darauf, wenn man sie erstmal vollquatscht. Glück für dich. Ja, komm ruhig nahe ran. O.k., ich leg meinen Arm auch um deine Schulter. Ey, ich kann riechen, was du gegessen hast. Welche willst du denn? Kathleen oder das geile Luder? Wie die mich angestarrt – Was? Die ist fast blind? Sieht bestenfalls vage Umrisse? Und das auch nur auf einen Meter? Aber dann, dann habt du und Kathleen ihr erzählt, wie ich – Nein? Aber die will mich trotzdem? Nur durch dein – ey, was sagst du denn den Weibern immer? Worauf sie am meisten abfahren. Und zwar? Daß wir beide ein Paar sind, es aber auch mal mit Mädchen versuchen würden. Vielleicht.

 

 

Abgedruckt in: Claudia Gehrke/Uve Schmidt (Hrsg.): Mein heimliches Auge XXIV, Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Tübingen 2009, ISBN 978-3-88769-524-8

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