Dilettanten lügen einfach. Meister sagen die Wahrheit, schaffen es aber, den von ihnen gewünschten falschen Eindruck zu erwecken.
Ein schönes Beispiel dafür findet sich auf dem U-Bahnhof Hermannstraße: ?dieser Bahnhofsbereich von 1932 wird modernisiert!? begründet die BVG dort die vorübergehende Schließung des Nordausgangs. Dieser solle ?ein zeitgemäßes, helles und freundliches Design? erhalten. Außerdem geht es ? natürlich ? darum, endlich zu verhindern, daß sich unzählige Fahrgäste in der unübersichtlichen Anlage (Bahnsteigtreppe auf der einen, die beiden Treppen zur Straße auf der anderen Seite) verirren und dort ständig Mord und Totschlag herrscht.
Wer könnte dagegen etwas sagen?
Wundern könnte sich allerdings, wer weiß, daß dieser Teil des U-Bahnhofs zwar Anfang der 1930er Jahre gebaut, doch erst 1996 als Verkehrsanlage eröffnet wurde. Im Zusammenhang mit der Fertigstellung des dereinst wegen der Weltwirtschaftskrise abgebrochenen Bahnhofsbaus wurde auch dieser alte Teil völlig neu verkleidet ? wie man von der BVG nun erfährt, leider unzeitgemäß, dunkel und unfreundlich. Sicher hat der Verkehrsbetrieb zur Eröffnung der Station vor zwanzig Jahren nicht etwas völlig anderes erzählt.
Seinerzeit wurden auch Spuren der Nutzung dieses Bauteils als Luftschutzbunker im Zweiten Weltkrieg nicht nur erhalten, sondern sichtbar gemacht.
Man darf aber davon ausgehen, daß diese bei der jetzigen ?Modernisierung? ebenso verschwinden werden wie jene Geschichtsspuren in der Bahnsteighalle, deren in den neunziger Jahren errichteter Teil bereits nach weniger als zwei Dekaden umfassend saniert werden mußte. Rund ein Jahr lang war der U-Bahnhof Hermannstraße dafür stillgelegt. Warum man bei dieser Gelegenheit, bei der die Bahnsteighalle vollständig neu verkleidet wurde, nicht auch dem Nordeingang ein ?zeitgemäßes, helles und freundliches Design? verpassen konnte?
Jedenfalls zeigt momentan ja auch noch der Südeingang die (laut BVG) unzeitgemäße, dunkle und unfreundliche Gestaltung von 1996.