Ein gewöhnlicher Abend auf dem Hochbahnhof Kottbusser Tor. Wie gewöhnlich trifft der Zug aus Richtung Warschauer Straße zwei, drei Minuten verspätet ein. Nicht ganz so gewöhnlich ist, wie schön würzig es in einem der Wagen riecht, und zwar sehr stark, im ganzen Wagen. Wirklich sehr aromatisch, und auch sehr angenehm, erinnert an verbranntes Heu ?
Ach, das ist ja ? Das ist eben Friedrichshain. Und Kreuzberg.
Eine halbe Stunde später am Rathaus Steglitz, im gutbürgerlichen Berliner Südwesten. An der Haltestelle, von der die Busse Richtung Zehlendorf und Lichterfelde abfahren. Auch hier riecht es wie vorhin in dem U-Bahn-Wagen.
Oder wie damals in dem Bus, der von ebendieser Haltestelle abfuhr, und dessen Fahrer dann über die Wagenlautsprecher erklärte, er habe es ja nicht so gern, wenn in seinem Bus mit Drogen hantiert werde und man solle doch bitte wenigstens ein Fenster öffnen.
Die Berliner Drogenbeauftragte ? der Name tut nichts zur Sache ? hat dieser Tage gefordert, die in der Hauptstadt überdurchschnittlich hohe Menge an Cannabis, welche man zum Eigenkonsum besitzen darf, ohne daß gegen einen strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet werden, sollte gesenkt werden. Sicher ging es nicht nur darum, daß Frau Wie-immer-sie-heißt (gibt sich die moderne Frau noch mit Doppelnamen zufrieden?) mal wieder in die Medien kommen wollte. Und darauf aufmerksam machen, daß ihr Tun wichtig ist. Oder daß es sie überhaupt gibt.
Man muß ihr für die Wortmeldung dankbar sein. Denn durch sie hat die Dame (auf einem Posten, bei der glücklicherweise eine hundertprozentige Frauenquote zu gelten scheint) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, daß sie über genau jenes intellektuelle Niveau und jenen Bezug zur Realität verfügt, den man Damen auf diesem Posten gemeinhin unterstellt.