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Freitagabend im recht ausgedehnten Zwischengeschoß eines belebten Berliner U-Bahnhofs: Zwischen einer Treppe zur Straße und dem Zugang zum Bahnsteig steht eine Gruppe Wachleute. Zirka fünfzig Meter entfernt, in Sichtweite der Wachleute, steht eine Gruppe Halbwüchsige. Letztere rauchen. Auf diesen Umstand wird hingewiesen ? durch einen anderen Heranwachsenden, der auf seine Altersgenossen zuläuft mit dem lauten Ausruf: ?Immer diese Kiffer!? Mir fällt auf, daß der Rauch, den ich im Vorbeigehen eingeatmet habe, nicht nur nach Tabak roch. Sondern mehr so wie in dem BVG-Bus, dessen Fahrer über die Lautsprecheranlage darauf hinwies, wenn schon im Oberdeck gekifft werde, solle man doch bitte wenigstens die Fenster öffnen.
Und weiter? Nichts weiter. Natürlich nicht. Weder in dem Doppeldecker noch in dem U-Bahnhof-Zwischengeschoß. Denn all dies kann niemals geschehen sein. Erfährt man doch aus unseren Medien meist, daß das Rauchen ? und erst recht jenes von Cannabis ? bei unserem Nachwuchs völlig aus der Mode ist. Ferner, daß das Rauchverbot (strikt, absolut und total) im U-Bahn-Bereich und in den Zügen nicht nur ohnehin befolgt, sondern auch durchgesetzt wird ? wie all die anderen Verbote, welche sich im gefühlten Vierteljahresrhythmus vermehren. Und daß für Sicherheit, Ordnung und insbesondere Gesundheit neben Kameras (von denen man nie genug haben kann) tapferes Wachpersonal sorgt, welches zweifelsohne selbstlos und daher auch unter Einsatz seiner eigenen körperlichen Unversehrtheit die Einhaltung all der vielen Verhaltensvorschriften durchsetzt ? für eine üppige Entlohnung, wie sie in dieser Branche üblich ist.
So ist die Welt, wie man nicht zuletzt aus gewissen Printmedien erfährt. Unbegreiflich, daß deren Auflage immer weiter sinkt.