Auf die Berliner S-Bahn ist Verlaß. Eine Aussage, bei der natürlich nur böse Menschen an immer neue Probleme mit noch gar nicht so alten, vor einigen Jahren mit großem Jubel vorgestellten Wagen denken. Oder an den Ausfall dieses oder jenes Stellwerk, an Mißhelligkeiten mit Weichen oder Signalen, den einen oder anderen Stromausfall oder was sonst dazu führt, daß der ohnehin seit Jahren mal mehr, mehr weniger eingeschränkte Verkehr mal wieder ein bißchen mehr eingeschränkt wird, hier Züge ausfallen, dort eine Linie verkürzt oder diese oder jene Strecke gleich ganz gesperrt wird.
Die mehrstündige Unterbrechung des S-Bahn-Verkehrs zwischen Berlin und Potsdam heute vormittag war der ?Abendschau? des RBB nicht mal mehr eine Kurzmeldung wert. Und daß die herabgesetzten Erwartungen, welche aus solch einer Behandlung durch die Medien sprechen, einem überforderten Betreiber nur recht sein können, würden natürlich nur böse Menschen ? ach, das hatten wir ja schon.
Nein, erfreuliche Verläßlichkeit erlebt man bei einer S-Bahn-Fahrt zum Flughafen Schönefeld. Die dortige Station ist ? bis irgendwann einmal der neue Großflughafen eröffnet wird bzw. werden sollte ? nicht nur die letzte S-Bahn-Station auf dieser Strecke, sondern auch die einzige, welche sich nicht mehr auf Berliner Stadtgebiet befindet. Und damit nicht mehr im Tarifbereich ?Berlin B?, sondern bereits in ?Berlin C?.
Eine Zeitlang wurde der Einfachheit halber, und sicher auch aus Gründen der Kulanz, der Bahnhof Flughafen Schönefeld beiden Tarifbereichen zugeordnet. Doch die Zeiten sind hart und Kulanz ist etwas für Weicheier, welche den ebenso langsam wie sicher zu neuen Ehren gelangenden Sozialdarwinismus fürchten müssen.
Wen kann es folglich überraschen, wenn auf dem S-Bahnhof Grünbergallee ? dem letzten Halt in Berlin ? Fahrscheinkontrolleure einsteigen? Nur Naivlinge und Auswärtige, von denen manche womöglich nicht einmal ahnen, daß sie auf diesen letzten paar hundert S-Bahn-Metern zum Flughafen ohne gültigen Fahrausweis unterwegs sind. Was natürlich nicht vor Strafe schützt.
So verabschiedet die deutsche Hauptstadt manch Gast mit einem Strafzettelchen und einer Zahlungsaufforderung. Und sicher wird niemand bei der S-Bahn hoffen, daß sich die Eröffnung des neuen Flughafens möglichst lange verzögert, weil die dann verlängerte S-Bahn-Strecke viel deutlicher als bisher aus Berlin hinaus in den Tarifbereich C ragt und deshalb vielleicht nicht mehr so gut als lukrative Touristenfalle taugt.