Manchen paßt es in den politischen Kram, andere sind einfach froh, daß sie irgendwas zu berichten haben ? zumal am Wochenende. Also wird ausgiebig gegackert über die Möglichkeit eines ?Linksbündnisses?, einer rot-rot-grünen Koalition nach der nächsten Bundestagswahl. Worüber, völlig überraschenderweise, niemand spricht, ist die Frage: Wie hätte man sich das denn konkret vorzustellen, so eine Bundesregierung, die das teure Vaterland mal wieder direkt in den Untergang führt (was übrigens bekanntermaßen die Linken schon zweimal in jüngerer Zeit getan haben: die Ergebnisse konnte man 1918 besichtigen und 1945 ? das waren doch die Linken gewesen, oder?)?
Klar, ein staatlich festgesetzter Mindestlohn könnte eingeführt werden, auch noch diese oder jene andere Sozialmaßnahme (so nicht der Bundesrat, das Bundesverfassungsgericht oder die ohnehin über allem thronende EU-Bürokratie diese von vornherein vereiteln oder nach kurzer Zeit kippen würden). Womöglich würde der weitere Aufbau eines Überwachungsstaates etwas verlangsamt. Bei der stärkeren Belastung ?der Reichen? dürfte es bereits erste Probleme mit den Grünen geben, die nicht nur in rasantem Tempo immer bürgerlicher, spießiger, älter werden, sondern auch immer neo-liberaler. Aber die Außenpolitik? Würden SPD und Grüne von jener im großen und ganzen gemeinsamen Linie mit CDU, CSU und FDP, welche sie seit zehn Jahren vertreten, abweichen? Der ?Linken? zuliebe? Oder sollte letztere sich plötzlich doch dafür erwärmen, Soldaten in alle möglichen Gegenden der Welt zu schicken?
Wie bei den anderen Kompromissen, denen die letztgenannte Partei zustimmen müßte, würde dies höchstwahrscheinlich dazu führen, daß sie sich innerhalb kürzester Zeit selbst das Wasser abgrübe, da entzauberte und überflüssig machte. Mit derlei gibt es auch schon hinlänglich Erfahrung, auch in Deutschland, wie die massiven Abstürze der PDS in der Wählergunst nach ihren Regierungsbeteiligungen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin zeigen.
?Die Linke? wäre also schön dumm, verließe sie ihre jetzige, so komfortable Position (und würde den Weg gehen, den die Grünen gegangen sind): Aus der Opposition heraus alles Mögliche fordern, das allgemeine politische Geschehen allein damit bereits beeinflussen und nicht zuletzt durch Protestwähler zu immer neuen Erfolgen eilen. Alle, die diese Partei nicht mögen, sollten sich deren Beteiligung an der Bundesregierung aber dringend wünschen. Wenn sie sie wirklich loswerden wollten. Und sich damit selbst eines schönen Schreckgespenstes für die im Geiste Armen berauben.