Dresden, Sachsen, Deutschland sind wieder einen Schritt weiter: Auf dem Weg zur mutmaßlich momentan monumentalsten Peinlichkeit in der internationalen Kulturszene, der Aberkenennung eines Welterbetitels.
Natürlich: Es geht nur darum, daß Recht Recht bleibt. Und deshalb können all die Behörden nicht anders handeln, deshalb können all die Gerichte nicht anders urteilen. Volksentscheid ist Volksentscheid.
Und da das Niveau im deutschen Journalismus ist, wie es ist, fragt natürlich niemand, was denn aus der glasklaren Ablehnung der Rechtschreibdeformation durch die Schleswig-Holsteiner geworden ist. Oder erkundigt sich mal in Hamburg-Altona, warum an der Stelle des Jugendstil-Bismarckbades jetzt ein großes Loch klafft, in das demnächst ein Parkhaus und irgendeine andere Erweiterung irgendeines Einkaufszentrums geklotzt wird, obwohl die Altonaer sich eindeutig dagegen ausgesprochen hatten. Von des Volkes Beschlüssen hinsichtlich des künftigen Hamburger Wahlrechts ganz zu schweigen.
Ja, Vox populi vox dei! Und unsere Politiker und Juristen halten sich stets daran und offenbaren nie – nicht – niemals von ihnen ansonsten völlig unbekannte Energie und Kreativität, wenn es darum geht, hier ein wenig zu biegen und dort ein wenig zu schieben… Wenn denn nur der Wille dazu vorhanden ist, der politische.
Und deshalb hoffe ich inständig, daß die UNESCO im Herbst ihre Drohung wahrmachen wird und Dresden samt Umgebung den Status aberkennen. Ich hoffe inständig, daß die Schande verheerend sein wird, Deutschland als Kulturnation für die nächsten Jahre diskreditiert, ohne jede Chance, irgendwelche neuen Objekte auf die Liste zu bekommen. Eines der reichsten Länder der Welt als eines der schlechtesten Vorbilder. Und auch manch Wehklagen der Dresdner wird fortan nicht mehr so recht ernstzunehmen sein. Läßt sich doch erahnen, was passiert wäre und noch immer passieren würde, wäre die Stadt unbeschadet durch den Zweiten Weltkrieg gekommen: Hier noch ein Parkhaus, dort noch ein Einkaufszentrum, die schöne neue Durchgangsstraße, man darf die Eigentümer nicht überfordern, wenn die Fassade erhalten bleibt, reicht das, man kann doch nicht alles zum Denkmal machen.
Welche Prioritäten die angeblich so kultursinnigen Bewohner der sächsischen Hauptstadt haben, haben sie schließlich hinreichend deutlich gemacht.